Karl-Blossfeldt-Archiv https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/ Ein Blog über Fotografen und Bildhauer im Deutschland des 20 Fri, 05 Apr 2024 09:24:40 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/wp-content/uploads/2024/04/cropped-polaroid-2315182_640-32x32.png Karl-Blossfeldt-Archiv https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/ 32 32 Fotografin Greta Stern https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/fotografin-greta-stern/ Wed, 06 Mar 2024 09:19:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=67 Heutzutage können sich nur noch wenige Menschen an die Zeit erinnern, als die Computertechnologie gerade erst für die Bildbearbeitung eingesetzt wurde.

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Heutzutage können sich nur noch wenige Menschen an die Zeit erinnern, als die Computertechnologie gerade erst für die Bildbearbeitung eingesetzt wurde. Aber schon damals gab es Fotografen, die viel Erfahrung und Lust am Gestalten hatten.

Mit dem Aufkommen von Grafikeditoren begann die Ära der Collageerstellung. Dieses Genre war damals sehr beliebt. Es lohnt sich, die Arbeiten einer der besten Fotografinnen dieser Zeit, Greta Stern, zu betrachten. Heutzutage erwecken ihre Werke keine Bewunderung für die technische Leistung, aber das ist auch nicht das Wichtigste an ihnen. Sie faszinieren durch ihren Surrealismus und ihre märchenhafte Qualität.

Grete Stern wurde 1904 in Elberfeld, Deutschland, geboren. Von 1923 bis 1925 studierte Grete Stern Grafik an der Stuttgarter Kunstschule. Eines Tages machte sie Bekanntschaft mit den Werken von Edward Weston und Paul Outerbridge. Diese waren damals berühmte amerikanische Avantgarde-Fotografen, deren Arbeiten Greta ermutigten, sich mit der Fotografie zu beschäftigen.

Nach einiger Zeit eröffnete Greta Stern zusammen mit ihrer Freundin und Studienkollegin ein Foto- und Zeichenstudio namens Ringl + Pit. Mit Porträt- und Werbefotografie verdienten die jungen Talente gutes Geld. 1933 gewannen die Mädchen auf der Internationalen Ausstellung in Brüssel den ersten Preis für eine ungewöhnliche Plakatcollage für ein Haarpflegemittel.

Anschließend wurde Stern Dozentin an der Bauhaus-Hochschule für Konstruktion und künstlerische Gestaltung. In dieser Position arbeitete sie nur sechs Monate lang. Dann zogen sie und ihr Mann wegen der nationalsozialistischen Tendenzen in der Bevölkerung und bei den Behörden nach Argentinien.

In dem neuen Land nahm Greta die Fotografie wieder auf, und zwar mit neuem Elan. Ihre Leidenschaft galt nun allem, was mit Fotografie zu tun hatte: Fotojournalismus, Werbung, Porträts, Landschaften usw. Sie wurde als professionelle Fotografin bekannt, als sie begann, für die Zeitschrift Idilio zu arbeiten. Die in der Zeitschrift veröffentlichten Arbeiten spiegelten die Träume der Leser der Zeitschrift wider. An Material mangelte es nicht, denn die Leser des Magazins überschwemmten die Redaktion mit Briefen, in denen sie ihre Träume schilderten.

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Surrealismus in den Fotos von Herbert Bayer https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/surrealismus-in-den-fotos-von-herbert-bayer/ Sun, 03 Mar 2024 09:13:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=64 Herbert Bayer war ein österreichischer Grafiker, Maler, Fotograf und Bildhauer. Er war ein prominenter Vertreter der Bauhaus-Kunstbewegung.

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Herbert Bayer war ein österreichischer Grafiker, Maler, Fotograf und Bildhauer. Er war ein prominenter Vertreter der Bauhaus-Kunstbewegung.

Herbert Bayer wurde am 5. April 1900 in einem kleinen Dorf bei Salzburg im Norden Österreichs geboren. Im Alter von 19 Jahren wurde er Schüler des Künstlers Georg Schmidthammer, in dessen Atelier er sich mit der Gestaltung von Plakaten und Werbeplakaten beschäftigte. Im Alter von 21 Jahren reiste Bayer nach Deutschland, wo er sich nach einer kurzen Tätigkeit im Atelier des Wiener Architekten Emmanuel Margold bald der Kunstbewegung des Bauhauses anschloss.

1925 übernahm Herbert Bayer die Leitung der Druck- und Werbeabteilung der Bauhausschule in Dessau, wo er auch für die Gestaltung von Druckschriften verantwortlich war.

Ab 1928 war Bayer künstlerischer Leiter der deutschen Ausgabe der ZeitschriftVogue. 1938 siedelte er nach Amerika über, wo er in den nächsten Jahren als Designer tätig war.

Im Laufe seiner Karriere organisierte Herbert Bayer mehr als 150 Einzelausstellungen, und sein Werk erregte große Aufmerksamkeit – Artikel und Bücher widmeten sich Bayers Arbeiten. Heute befinden sich Bayers Werke in mehr als 40 Museen in Europa und Amerika sowie in zahlreichen Privatsammlungen. In der FotoskulpturMetamorphosebezieht sich Bayer auf sein berühmtes Zeitschriftencover der Bauhausschule von 1928 und verwendet erneut geometrische Körper wie Würfel, Kugeln und Kegel.

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August Sander ist ein berühmter Fotograf des 20. Jahrhunderts https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/august-sander-ist-ein-beruhmter-fotograf-des-20-jahrhunderts/ Sun, 14 Jan 2024 09:06:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=61 August Sander ist ein berühmter Fotograf des 20 Jahrhunderts

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August Sander wurde am 17. November 1876 in der Kleinstadt Herdorf zwischen Köln und Frankfurt geboren, wo er mit sechs Geschwistern aufwuchs und erzogen wurde.

Nach Abschluss der Volksschule begann Sander auf dem Gelände der Herdorfer Zeche zu arbeiten. Dort lernte er den Berufsfotografen Siegen kennen, der den jungen Mann in seine Arbeit einführte. Zander begann sich für die Fotografie zu interessieren und kaufte mit Hilfe seines Onkels seine erste Ausrüstung.

Bis 1899 leistete August seinen Militärdienst in der Stadt Trier ab. Während dieser Jahre arbeitete er im Atelier des Fotografen Georg Jung, auf dessen Empfehlung hin Sander eine zweijährige Reise (1899-1901) unternahm und Berlin, Magdeburg, Halle und Leipzig besuchte. Diese Reise hatte einen starken Einfluss auf die berufliche Entwicklung des Fotografen.

Bereits 1901 begann August Sander am Graifschen Institut für Fotografie in Linz an der Donau zu arbeiten. Ein Jahr nach seiner Übersiedlung nach Österreich gründete er mit seinem Partner Franz Stuckenberg ein Atelier, zwei Jahre später wurde er alleiniger Inhaber des „Ateliers für bildmäßige Porträts, Landschaften und Photographie in natürlichen Farben“.

Seine Fotografien waren in Linz sehr bekannt und brachten ihm zahlreiche Auszeichnungen ein. Von 1904 bis 1909 war Sander zum Mitglied des Oberösterreichischen Kunstvereins ernannt worden. Nachdem der älteste Sohn des Fotografen, Erich, im Sommer 1909 schwer an Kinderlähmung erkrankte, gab Sander das Geschäft auf und zog mit seiner Familie nach Köln, um Österreich und Linz endgültig zu verlassen.

1910 gründete der Fotograf in Köln ein neues Atelier. Zugleich begann er ein Projekt im Westerwald. Dort entstanden die ersten Fotografien, die später Teil des berühmten Werkes „Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts“ werden sollten. Durch den Ersten Weltkrieg wurde Sander von seiner Arbeit abgelenkt. Erst 1918 konnte er zu seiner Familie und seiner Lieblingsarbeit zurückkehren.

In den frühen 1920er Jahren lernte Sander die informelle Gruppe der „Kölner Progressiven“ kennen, zu der viele Künstler, Dichter und Intellektuelle aus Köln und Düsseldorf gehörten, die sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zusammengeschlossen hatten.

In diesen Jahren gelang es Sander, an Porträtfotografien vieler berühmter Deutscher der damaligen Zeit zu arbeiten. Zu ihnen gehörten die Künstler Otto Freundlich, Raoul Hausmann, Gerd Arntz und andere. Die meisten dieser Porträts wurden in das Buch „Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts“ aufgenommen.

Im Jahr 1927 unternahm der Fotograf zusammen mit dem Schriftsteller Ludwig Matar eine fast siebenwöchige Reise nach Sardinien. Dort konnte er mehr als 300 Arbeiten für einen späteren Bildband anfertigen.

1931 hielt Sander eine Reihe von Vorträgen über die Entstehung der Fotografie. Und 1934 wurde sein Sohn Erich, der an der Universität Köln Philosophie und Volkswirtschaft studiert hatte, eine führende Persönlichkeit der seit 1933 verbotenen SAPD (Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Er wurde zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt.

Der Krieg zwingt das Ehepaar Sander, Köln zu verlassen. Das Atelier des Fotografen in der Stadt wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört, aber der wichtigste Teil des Archivs konnte gerettet werden.

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Josef Torak und seine Titanen https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/josef-torak-und-seine-titanen/ Wed, 20 Sep 2023 08:24:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=56 Wenn es um deutsche Skulpturen aus dem Dritten Reich geht, fallen jedem, der sich auch nur ein bisschen mit dem Thema auskennt, sofort zwei Namen ein

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Wenn es um deutsche Skulpturen aus dem Dritten Reich geht, fallen jedem, der sich auch nur ein bisschen mit dem Thema auskennt, sofort zwei Namen ein: Arno Breker und Josef Torak. Sie wurden oft als Konkurrenten im Kampf um den Titel des „ersten Bildhauers des Dritten Reiches“ bezeichnet, aber es ist erwähnenswert, dass wir bei den Skulpturen von Torak und Breker das absolute Gegenteil ihrer Schöpfer finden. Der Wettstreit zwischen Torak und Breker könnte als„Konfrontation zwischen Göttern und Titanen“ bezeichnet werden.

Der Titanismus ist ein charakteristisches Merkmal der Skulptur von Josef Torak. Während wir bei Breker „göttliche“ Formen sehen, plastische Techniken, die antiken Meistern entlehnt sind, sind Toraks Statuen und Reliefs massiv, sie sind kolossal groß, die Figuren zeichnen sich durch detaillierte Muskeln, Hypermaskulinität und Aggression aus.

Ein eindrucksvolles Beispiel für Toraks Titanen ist die skulpturale Komposition „Twinhood“, die auf der internationalen Ausstellung EXPO 37 in Paris ausgestellt wurde. Die beiden männlichen Figuren mit hypertrophierten Muskeln inmitten anderer Skulpturen wirkten wie eine Art Verkörperung des „Rechts der Kraft“. Dies war eine Art Anspielung auf Deutschland im Verhältnis zu den anderen europäischen Ländern um es herum.

Er wurde 1889 in Österreich geboren. Seine Kindheit verbrachte Torak im Kloster Edmundsburg in Salzburg, und seine Jugend verbrachte er auf der Suche nach einem Lebensunterhalt auf Wanderschaft in Ost- und Mitteleuropa. 1906 kehrte er nach Österreich zurück, und 1910 gelang Torak der Eintritt in die Wiener Akademie der Künste. Nach Abschluss seines Studiums in Wien ging Torak nach Berlin, wo er ein weiteres Studium an der dortigen Akademie der Künste absolvierte. In seinen 20er und 30er Jahren arbeitete Josef Torak an historischen und soldatischen Denkmälern. Wie Arno Breker arbeitete Josef Torak 1936 an der Gestaltung des Olympiastadions mit (Toraks Bronzestatue „Boxer“ war 4 Meter hoch und wirklich beeindruckend) und 1937 nahm er, wie bereits erwähnt, an der Pariser Expo 37 teil.

Die auf der Expo 37 ausgestellten Bildhauerkompositionen„Familie“ und„Brüderlichkeit“ wurden, ebenso wie die Teilnahme von Arnaud Breker am Wettbewerb für die Gestaltung des Olympiastadions, zu einem Triumph für Torak, wodurch die NS-Parteiführung auf ihn aufmerksam wurde. Infolgedessen erhielt Torak 1937 den vielleicht größten staatlichen Auftrag für Riesenstatuen, die die Ehrentribüne des Marschfeldes auf dem Gelände des Parteitags in Nürnberg schmücken sollten. Wer war Josef Torak?

Im selben Jahr, 1937, wurde Torak gleichzeitig mit Brecker zum Professor befördert und übernahm die Leitung der Bildhauerklasse an der Münchner Kunstakademie. Der Bildhauer erhielt auch eine Werkstatt für seine Arbeit, in der er Statuen in nahezu jeder Größe schaffen konnte.

In den späten 30er Jahren zeichnete sich Torak auch als hervorragender Porträtist aus und arbeitete an Porträts von Persönlichkeiten des kulturellen Lebens. So schuf er zum Beispiel 1939 Porträts von Richard Wagner (in zwei Versionen – in Bronze und in Marmor).

Wenn wir über die Werke sprechen, die das Schaffen von Josef Torak am besten charakterisieren, dann sind neben der „Bruderschaft“ auch das „Denkmal der Arbeit“ und eine skulpturale Komposition aus zwei Pferdeskulpturen – „Fahnenträger“ und „Schwertträger“ – zu nennen. Letztere sind etwas schematisch, aber sie sind voll von architektonischen Elementen, die ihnen einen ikonischen Ausdruck verleihen. Das Schwert und die gefaltete Fahne auf den Schultern der Reiter bilden eine einzige Linie und werden so vom Beiwerk zum Hauptelement der Komposition. Vom Bild her ähneln der Fahnenträger und der Schwertträger den Figuren aus der oben erwähnten skulpturalen Komposition „Twinning“.

In den Nachkriegsjahren lebte Torak in Salzburg, wo er an religiösen Skulpturen arbeitete und (für ihn) kleine Denkmäler für historische Persönlichkeiten schuf. Heute kann man in Salzburg Denkmäler für Paracelsus, Kopernikus und den Architekten Fischer von Erlach sehen, die alle von Josef Torak geschaffen wurden.

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Käthe Kohlwitz: der weibliche Körper und die weibliche Sache https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/kathe-kohlwitz-der-weibliche-korper-und-die-weibliche-sache/ Mon, 17 Jul 2023 08:19:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=53 Im letzten Jahrhundert wurde das Werk dieser Künstlerin von vielen als ideologisch angesehen. Sie malte revolutionäre Bacchantinnen, die um die Guillotine tanzen, und strenge Bauern, die bedrohlich ihre Zöpfe wetzen.

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Im letzten Jahrhundert wurde das Werk dieser Künstlerin von vielen als ideologisch angesehen. Sie malte revolutionäre Bacchantinnen, die um die Guillotine tanzen, und strenge Bauern, die bedrohlich ihre Zöpfe wetzen. Das Hauptthema in ihrem Werk war jedoch das Thema der Mutterschaft und die schlimmste weibliche Angst – der Verlust eines Kindes.

Man muss nicht in ein Museum gehen, um Käthe Kolwitz‘ berühmtestes Werk zu sehen. Auf dem Berliner Boulevard Unter den Linden, zwischen der Humboldt-Universität und dem Zeichhaus, steht die Neue Wache. Sie ist heute eine Gedenkstätte für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Deutschland. Seit 1993 befindet sich in der Haupthalle die Pieta, die Skulptur einer Mutter, die den Körper ihres toten Sohnes umarmt. Sie ist ein Werk von Kolwitz. Es handelt sich nicht um das Original, sondern um eine vergrößerte Kopie. Über der Pieta befindet sich ein kreisrundes Loch. Wenn es in Berlin regnet, wird die Skulptur nass; wenn es schneit, gefriert sie; wenn die Sonne die Stadt erwärmt, verbrennt sie unter ihren Strahlen.

Käthe Schmidt wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg geboren. Im Alter von 12 Jahren begann sie mit Erlaubnis ihrer Eltern, Zeichenunterricht zu nehmen. Sie studierte an Kunstschulen für Frauen in Berlin und München (die klassischen Akademien waren ihr verschlossen – Mädchen wurden dort nicht aufgenommen). 1891 heiratete Kate den Arzt Karl Kolvitz, zog mit ihm in die Hauptstadt und eröffnete ein Atelier neben seiner Arztpraxis. Ihr Mann behandelte hauptsächlich Arbeiter – und diese waren es, die die Künstlerin zu malen begann.

Einige Jahre später besuchte sie die Uraufführung des Theaterstücks Die Weber, das auf dem Stück von Gerhart Hauptmann basiert. Das Ergebnis war die Grafikserie „Weberaufstand“, die auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt wurde. Die Jury empfahl daraufhin, Kolwitz den Hauptpreis – die „Goldmedaille“ – zu verleihen, doch das letzte Wort hatte Kaiser Wilhelm II., der sich strikt weigerte, dieser Empfehlung zu folgen und das Werk der Künstlerin als „Rinnsteinkunst“ bezeichnete.

Im Winter 1903 erkrankten ihre Söhne. Der jüngere Peter erholte sich schnell, aber der ältere Hans, bei dem Diphtherie diagnostiziert wurde, schwebte fast eine Woche lang am Rande von Leben und Tod. In einem der Briefe schrieb Kolvitz: „Mir wurde auf ungeheuerliche Weise bewusst, dass in jeder Sekunde das Leben meines Kindes verkürzt werden könnte und er mich für immer verlassen würde … Das ist die schrecklichste Angst, die ich je erlebt habe“.

Ein paar Monate später, als sie mit dieser Angst kämpfte, fertigte sie eine Reihe von Skizzen mit dem Titel „Frau mit sterbendem Kind“ an. Obwohl der Tod damals Hans bedrohte, war das Modell für die Zeichnungen Peter, und Kolwitz stellte sich selbst als Mutter dar. Als diese Werke erstmals ausgestellt wurden, weigerten sich viele Betrachter, sie anzuschauen. Die Künstlerin verzichtete auf „Stützen“ in Form einer Landschaft oder wenigstens von Kleidung: In der Zeichnung waren nur die Mutter, der Sohn – und die nackte existenzielle Einsamkeit.

1906 kam es zu einem weiteren Skandal mit königlichem Bezug. Kolwitz entwarf ein Plakat für die Deutsche Kunstgewerbeausstellung, das das Porträt einer hageren Frau mit Falten auf der Stirn und Augenringen zeigte. Kaiserin Augusta Victoria erklärte, sie werde die Ausstellung nicht besuchen, bis das Plakat entfernt sei.

Bald darauf vollendete die Künstlerin ihre zweite berühmte Serie von Radierungen – den „Bauernkrieg“, der dem Volksaufstand des XVI Jahrhunderts gewidmet ist. Jahrhunderts gewidmet ist. Und auch hier taucht zwischen den Männern, die mürrisch vorwärts eilen, Sensen wetzen und das Land pflügen, ein vertrautes Frauenbild auf: Die Serie wird durch das Bild einer Mutter vervollständigt, die die mit Leichen übersäte Laterne des Schlachtfelds beleuchtet und unter den Gefallenen nach ihrem Sohn sucht.

Als der Erste Weltkrieg ausbricht, geht Peter Kolwitz an die Front. Er starb in Belgien in den ersten Monaten der Kämpfe. Der Verlust des jüngsten ihrer Kinder (Peter war erst 18 Jahre alt) war ein Wendepunkt im Leben der Künstlerin und in ihrem Werk. Das leidende Proletariat tritt allmählich in den Hintergrund. Globale Themen treten in den Vordergrund: Leben, Tod, Mutterschaft.

Kolwitz‘ Werke beginnen in Europa von sich reden zu machen. Im Jahr 1917 organisiert der einflussreiche Berliner Verleger und Galerist Paul Cassirer eine große Ausstellung zu ihrem 50sten Geburtstag. Geburtstag. 1919 wird sie als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen (neben der Mitgliedschaft erhält die Künstlerin den Titel einer Professorin). Im selben Jahr skizziert sie in der Leichenhalle den ermordeten Karl Liebknecht, einen der Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Das Werk entstand auf Wunsch der Familie des Verstorbenen, und es folgten Lithografien und Holzschnitte, die den Abschied der Arbeiter von dem Führer der sozialistischen Bewegung darstellen.

Ihr Werk wurde auch in der Sowjetunion wahrgenommen. So wurden Kolvits‘ Werke 1924 auf der „Ersten Allgemeinen Ausstellung deutscher Kunst“ in Moskau präsentiert, und 1927 besuchte die Künstlerin selbst das Land. Allerdings wurde ihre Kunst nur auf eine Weise interpretiert – als „Zeichnung eines Märchens vom unansehnlichen Leben der deutschen Arbeiterklasse im Zeitalter des kapitalistischen Wohlstands“.

Moderne Wissenschaftler sehen mehr als nur Ideologie (obwohl Kolwitz mit den Sozialisten sympathisierte und in ihrer frühen Jugend davon träumte, auf den Barrikaden zu sterben). Viel interessanter ist die Art und Weise, wie sie ihren Schwerpunkt bei der Darstellung von Frauen verlagert hat. Die Körper der Frauen in ihren Werken sind völlig frei von Erotik und kanonischer „Schönheit“. Sie sind nicht den männlichen Blicken ausgesetzt, sondern dem Elend in Form von Hunger, Armut und Krankheit. Ihre Heldinnen sind keine gekonnt ausgewählten Modelle, keine romantischen „schönen Damen“, keine rätselhaften Aristokratinnen oder visuelle Allegorien. Subjekte, nicht Objekte. Mütter, nicht Mätressen.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es ein unausgesprochenes Verbot für die Ausstellung ihrer Werke. Eine Einzelausstellung zu ihrem 70. Geburtstag wurde abgesagt. Der Künstlerin wurde Asyl in den Vereinigten Staaten angeboten. Sie lehnte ab, da sie Repressalien gegen ihre Familienangehörigen befürchtete. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erlitt Kolwitz zwei weitere schreckliche Verluste. Zunächst starb ihr Mann an einer Krankheit. Ihm folgte ihr ältester Enkel Peter, benannt nach seinem Onkel, der an der Ostfront gefallen war.

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Kolbes Skulpturen werden digitalisiert https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/kolbes-skulpturen-werden-digitalisiert/ Sun, 25 Jun 2023 08:07:00 +0000 https://www.karl-blossfeldt-archiv.de/?p=50 Der kreative Nachlass des deutschen Bildhauers Georg Kolbe soll vollständig digitalisiert werden, um ihn zu systematisieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten

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Der kreative Nachlass des deutschen Bildhauers Georg Kolbe soll vollständig digitalisiert werden, um ihn zu systematisieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Bislang gibt es nur verstreute analoge Fotos seiner Werke. Laut Julia Wallner, Direktorin des Kolbe-Museums, soll mit Hilfe der digitalen Technik eine einzige Datenbank für Fotos aller Skulpturen und anderer Werke von Georg Kolbe sowie für die dazugehörigen Begleitinformationen geschaffen werden. „Das ist schon wissenschaftlich, aber auch für uns ein Muss“, betonte Julia Wallner.

Georg Kolbe (1877-1947) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Das ihm gewidmete Museum befindet sich in seinem ehemaligen Atelier im Berliner Westend. Vom 6. bis 15. August kann jeder zusehen, wie der Museumsfotograf die Exponate fotografiert, und erhält so die einmalige Gelegenheit, alle 210 Skulpturen aus der Sammlung des Museums auf einmal zu sehen. Das kleinste Exponat der Sammlung ist die Bronzeskulptur „Reflecting“ (1911) mit sieben Zentimetern Höhe, das größte die Skulptur „Night“ (1926) mit 2,2 Metern Höhe.

Georg Kolbe wurde in Sachsen in die Familie eines Dekorationsmalers geboren und erhielt seine erste künstlerische Ausbildung in Dresden in Dekorationsmalerei. In München setzte er seine Studien an einer öffentlichen Schule und an der Akademie der Künste fort, studierte in Paris, in Rom, wo er sich in der Lithografie versuchte und sich schließlich für die Bildhauerei interessierte. 1904 siedelt Georg Kolbe nach Berlin über. In den Jahren 1928-1929 baute Kolbe in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Architekten Ernst Rentsch ein Werkstatthaus im Berliner Westend.

Weithin bekannt wurde der Bildhauer durch sein Werk Tänzerin von 1912, das von der Nationalgalerie Berlin erworben wurde. Kolbes Skulpturen, deren Stil von Rodin und Maillol beeinflusst ist, wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und standen auf Straßen und Plätzen in mehreren deutschen Städten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurden viele von Kolbes Skulpturen demontiert, vor allem das Denkmal für Heinrich Heine in Frankfurt am Main. Kolbe wurde jedoch später von Hitler in die Liste der „gottbegnadeten“ Künstler aufgenommen, die von der Wehrpflicht befreit waren.

Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn zeichnete Georg Kolbe in symbolischer Weise mit Farbe und Bleistift. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte er sich, ohne eine Ausbildung als Bildhauer, im Modellieren von Gipsköpfen und arbeitete nach seinem Umzug nach Berlin ausschließlich als Bildhauer. Seine frühen bildhauerischen Kompositionen sind pathetisch und expressiv, während die späteren hauptsächlich Bronzedarstellungen von nackten Frauen in ruhigen und nachdenklichen Posen sind.

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