Heutzutage können sich nur noch wenige Menschen an die Zeit erinnern, als die Computertechnologie gerade erst für die Bildbearbeitung eingesetzt wurde. Aber schon damals gab es Fotografen, die viel Erfahrung und Lust am Gestalten hatten.

Mit dem Aufkommen von Grafikeditoren begann die Ära der Collageerstellung. Dieses Genre war damals sehr beliebt. Es lohnt sich, die Arbeiten einer der besten Fotografinnen dieser Zeit, Greta Stern, zu betrachten. Heutzutage erwecken ihre Werke keine Bewunderung für die technische Leistung, aber das ist auch nicht das Wichtigste an ihnen. Sie faszinieren durch ihren Surrealismus und ihre märchenhafte Qualität.

Grete Stern wurde 1904 in Elberfeld, Deutschland, geboren. Von 1923 bis 1925 studierte Grete Stern Grafik an der Stuttgarter Kunstschule. Eines Tages machte sie Bekanntschaft mit den Werken von Edward Weston und Paul Outerbridge. Diese waren damals berühmte amerikanische Avantgarde-Fotografen, deren Arbeiten Greta ermutigten, sich mit der Fotografie zu beschäftigen.

Nach einiger Zeit eröffnete Greta Stern zusammen mit ihrer Freundin und Studienkollegin ein Foto- und Zeichenstudio namens Ringl + Pit. Mit Porträt- und Werbefotografie verdienten die jungen Talente gutes Geld. 1933 gewannen die Mädchen auf der Internationalen Ausstellung in Brüssel den ersten Preis für eine ungewöhnliche Plakatcollage für ein Haarpflegemittel.

Anschließend wurde Stern Dozentin an der Bauhaus-Hochschule für Konstruktion und künstlerische Gestaltung. In dieser Position arbeitete sie nur sechs Monate lang. Dann zogen sie und ihr Mann wegen der nationalsozialistischen Tendenzen in der Bevölkerung und bei den Behörden nach Argentinien.

In dem neuen Land nahm Greta die Fotografie wieder auf, und zwar mit neuem Elan. Ihre Leidenschaft galt nun allem, was mit Fotografie zu tun hatte: Fotojournalismus, Werbung, Porträts, Landschaften usw. Sie wurde als professionelle Fotografin bekannt, als sie begann, für die Zeitschrift Idilio zu arbeiten. Die in der Zeitschrift veröffentlichten Arbeiten spiegelten die Träume der Leser der Zeitschrift wider. An Material mangelte es nicht, denn die Leser des Magazins überschwemmten die Redaktion mit Briefen, in denen sie ihre Träume schilderten.