Wenn es um deutsche Skulpturen aus dem Dritten Reich geht, fallen jedem, der sich auch nur ein bisschen mit dem Thema auskennt, sofort zwei Namen ein: Arno Breker und Josef Torak. Sie wurden oft als Konkurrenten im Kampf um den Titel des „ersten Bildhauers des Dritten Reiches“ bezeichnet, aber es ist erwähnenswert, dass wir bei den Skulpturen von Torak und Breker das absolute Gegenteil ihrer Schöpfer finden. Der Wettstreit zwischen Torak und Breker könnte als„Konfrontation zwischen Göttern und Titanen“ bezeichnet werden.

Der Titanismus ist ein charakteristisches Merkmal der Skulptur von Josef Torak. Während wir bei Breker „göttliche“ Formen sehen, plastische Techniken, die antiken Meistern entlehnt sind, sind Toraks Statuen und Reliefs massiv, sie sind kolossal groß, die Figuren zeichnen sich durch detaillierte Muskeln, Hypermaskulinität und Aggression aus.

Ein eindrucksvolles Beispiel für Toraks Titanen ist die skulpturale Komposition „Twinhood“, die auf der internationalen Ausstellung EXPO 37 in Paris ausgestellt wurde. Die beiden männlichen Figuren mit hypertrophierten Muskeln inmitten anderer Skulpturen wirkten wie eine Art Verkörperung des „Rechts der Kraft“. Dies war eine Art Anspielung auf Deutschland im Verhältnis zu den anderen europäischen Ländern um es herum.

Er wurde 1889 in Österreich geboren. Seine Kindheit verbrachte Torak im Kloster Edmundsburg in Salzburg, und seine Jugend verbrachte er auf der Suche nach einem Lebensunterhalt auf Wanderschaft in Ost- und Mitteleuropa. 1906 kehrte er nach Österreich zurück, und 1910 gelang Torak der Eintritt in die Wiener Akademie der Künste. Nach Abschluss seines Studiums in Wien ging Torak nach Berlin, wo er ein weiteres Studium an der dortigen Akademie der Künste absolvierte. In seinen 20er und 30er Jahren arbeitete Josef Torak an historischen und soldatischen Denkmälern. Wie Arno Breker arbeitete Josef Torak 1936 an der Gestaltung des Olympiastadions mit (Toraks Bronzestatue „Boxer“ war 4 Meter hoch und wirklich beeindruckend) und 1937 nahm er, wie bereits erwähnt, an der Pariser Expo 37 teil.

Die auf der Expo 37 ausgestellten Bildhauerkompositionen„Familie“ und„Brüderlichkeit“ wurden, ebenso wie die Teilnahme von Arnaud Breker am Wettbewerb für die Gestaltung des Olympiastadions, zu einem Triumph für Torak, wodurch die NS-Parteiführung auf ihn aufmerksam wurde. Infolgedessen erhielt Torak 1937 den vielleicht größten staatlichen Auftrag für Riesenstatuen, die die Ehrentribüne des Marschfeldes auf dem Gelände des Parteitags in Nürnberg schmücken sollten. Wer war Josef Torak?

Im selben Jahr, 1937, wurde Torak gleichzeitig mit Brecker zum Professor befördert und übernahm die Leitung der Bildhauerklasse an der Münchner Kunstakademie. Der Bildhauer erhielt auch eine Werkstatt für seine Arbeit, in der er Statuen in nahezu jeder Größe schaffen konnte.

In den späten 30er Jahren zeichnete sich Torak auch als hervorragender Porträtist aus und arbeitete an Porträts von Persönlichkeiten des kulturellen Lebens. So schuf er zum Beispiel 1939 Porträts von Richard Wagner (in zwei Versionen – in Bronze und in Marmor).

Wenn wir über die Werke sprechen, die das Schaffen von Josef Torak am besten charakterisieren, dann sind neben der „Bruderschaft“ auch das „Denkmal der Arbeit“ und eine skulpturale Komposition aus zwei Pferdeskulpturen – „Fahnenträger“ und „Schwertträger“ – zu nennen. Letztere sind etwas schematisch, aber sie sind voll von architektonischen Elementen, die ihnen einen ikonischen Ausdruck verleihen. Das Schwert und die gefaltete Fahne auf den Schultern der Reiter bilden eine einzige Linie und werden so vom Beiwerk zum Hauptelement der Komposition. Vom Bild her ähneln der Fahnenträger und der Schwertträger den Figuren aus der oben erwähnten skulpturalen Komposition „Twinning“.

In den Nachkriegsjahren lebte Torak in Salzburg, wo er an religiösen Skulpturen arbeitete und (für ihn) kleine Denkmäler für historische Persönlichkeiten schuf. Heute kann man in Salzburg Denkmäler für Paracelsus, Kopernikus und den Architekten Fischer von Erlach sehen, die alle von Josef Torak geschaffen wurden.