August Sander wurde am 17. November 1876 in der Kleinstadt Herdorf zwischen Köln und Frankfurt geboren, wo er mit sechs Geschwistern aufwuchs und erzogen wurde.

Nach Abschluss der Volksschule begann Sander auf dem Gelände der Herdorfer Zeche zu arbeiten. Dort lernte er den Berufsfotografen Siegen kennen, der den jungen Mann in seine Arbeit einführte. Zander begann sich für die Fotografie zu interessieren und kaufte mit Hilfe seines Onkels seine erste Ausrüstung.

Bis 1899 leistete August seinen Militärdienst in der Stadt Trier ab. Während dieser Jahre arbeitete er im Atelier des Fotografen Georg Jung, auf dessen Empfehlung hin Sander eine zweijährige Reise (1899-1901) unternahm und Berlin, Magdeburg, Halle und Leipzig besuchte. Diese Reise hatte einen starken Einfluss auf die berufliche Entwicklung des Fotografen.

Bereits 1901 begann August Sander am Graifschen Institut für Fotografie in Linz an der Donau zu arbeiten. Ein Jahr nach seiner Übersiedlung nach Österreich gründete er mit seinem Partner Franz Stuckenberg ein Atelier, zwei Jahre später wurde er alleiniger Inhaber des „Ateliers für bildmäßige Porträts, Landschaften und Photographie in natürlichen Farben“.

Seine Fotografien waren in Linz sehr bekannt und brachten ihm zahlreiche Auszeichnungen ein. Von 1904 bis 1909 war Sander zum Mitglied des Oberösterreichischen Kunstvereins ernannt worden. Nachdem der älteste Sohn des Fotografen, Erich, im Sommer 1909 schwer an Kinderlähmung erkrankte, gab Sander das Geschäft auf und zog mit seiner Familie nach Köln, um Österreich und Linz endgültig zu verlassen.

1910 gründete der Fotograf in Köln ein neues Atelier. Zugleich begann er ein Projekt im Westerwald. Dort entstanden die ersten Fotografien, die später Teil des berühmten Werkes „Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts“ werden sollten. Durch den Ersten Weltkrieg wurde Sander von seiner Arbeit abgelenkt. Erst 1918 konnte er zu seiner Familie und seiner Lieblingsarbeit zurückkehren.

In den frühen 1920er Jahren lernte Sander die informelle Gruppe der „Kölner Progressiven“ kennen, zu der viele Künstler, Dichter und Intellektuelle aus Köln und Düsseldorf gehörten, die sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zusammengeschlossen hatten.

In diesen Jahren gelang es Sander, an Porträtfotografien vieler berühmter Deutscher der damaligen Zeit zu arbeiten. Zu ihnen gehörten die Künstler Otto Freundlich, Raoul Hausmann, Gerd Arntz und andere. Die meisten dieser Porträts wurden in das Buch „Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts“ aufgenommen.

Im Jahr 1927 unternahm der Fotograf zusammen mit dem Schriftsteller Ludwig Matar eine fast siebenwöchige Reise nach Sardinien. Dort konnte er mehr als 300 Arbeiten für einen späteren Bildband anfertigen.

1931 hielt Sander eine Reihe von Vorträgen über die Entstehung der Fotografie. Und 1934 wurde sein Sohn Erich, der an der Universität Köln Philosophie und Volkswirtschaft studiert hatte, eine führende Persönlichkeit der seit 1933 verbotenen SAPD (Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Er wurde zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt.

Der Krieg zwingt das Ehepaar Sander, Köln zu verlassen. Das Atelier des Fotografen in der Stadt wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört, aber der wichtigste Teil des Archivs konnte gerettet werden.